Sonntag, 27. September 2020

Woche 6

Auch diese Woche verlief recht entspannt und durchschnittlich.

 Ein Tag habe ich wieder im Weinberg verbracht, ansonsten bei der Arealpflege Sand in die Fugen eines neue gepflasterten  Weges gefegt, jede Menge Unkraut gerupft, alte Stühle auseinandergeschraubt und in der Klausur staubgesaugt.
Beim Abwasch in der Gastwirtschaft ging es, dem schlechten Wetter sei Dank, recht entspannt zu.

Um aber den Blog noch mit etwas Inhalt zu füllen, gehe ich gerne noch auf den, mehrfach von mir vernommenen, Wunsch, die Gebetszeiten noch detaillierter zu beschreiben, ein:

Die Mönche beginnen ihren Tag mit der Vigil, der Nachtwache, um 5:30. Diese besteht in erster Linie aus Psalmen und Lesungen -  aus der heiligen Schrift und auch von Kirchenvätern.
Anschliessend haben die Mönche, während ich noch friedlich schlafe oder langsam Wach werde, Zeit zur Betrachtung bzw. zur persönlichen geistlichen Lesung. 
Um 7:15 beginnt dann auch für mich der Tag, mit der Laudes, dem Morgenlob. 
Die drei grossen Gebetszeiten bestehen immer aus einem einstimmenden Lied (Hymnus),  Psalmen, einem Gesang aus dem alten oder neuen Testament, einer Lesung, einem Responsorium, also einem Antwortgesang, dem "Canticum", dem Höhepunkt des Gebetes, einem spezifischen Gesang aus dem neuen Testament, Fürbitten und dem Vater Unser.
So danken wir in der Laudes Gott für den neuen Tag und bitten ihn, uns vor Unheil zu bewahren. Das wird besonders im Hymnus und den Psalmen deutlich. In einem Hymnus heisst es zum Beispiel: 
"Erlöser, der ins Licht uns führt (...) dich preisen wir im Morgenlied" Das Canticum der Laudes, das jeden morgen gesungen wird ist das "Benedictus", dem Lobgesang des Zacharias aus dem Lukasevangelium, benannt nach dem ersten Wort des lateinischen Textes.
Das Benedictus preist das Heil und Erbarmen Gottes - und das eben im Hinblick auf den neuen Tag.

Um 11:15 Uhr feiert die Klostergemeinschaft das "Konventamt", die gemeinschaftliche Eucharistiefeier. Diese Messe ist der liturgische Höhepunkt des Klostertages. 


Konventamt an einem Werktag
An die Messfeier schliesst sich das Mittagsgebet an. Es ist das schlichteste Gebet des Tages. Ein Mitbruder liesst einfach aus den Psalmen vor.



Um 16:30 beten wir die "Vesper", das Abendgebet. Diese singen wir auf Latein, immer mit Orgelbegleitung.  Auch hier lässt sich das beschriebene Muster wiedererkennen. Das Canticum der Vesper ist das "Magnificat", der Lobgesang Mariens. 

                                          Feierliche Vesper zum Sonntag


Nach dem Abendessen ziehen wir in die Kirche zur "Adoration" ein. Diese dauert nur etwa ein bis zwei Minuten - wir halten in der Stille inne und beten an. 

Das letzte Gebet des Tages ist die Komplet um 20 Uhr. Sie beginnt mit einem Impuls zur Reflexion über den vergangenen Tag. Es wird nur ein Psalm gebetet. Im Canticum der Komplet heisst es: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. 
In der Segensbitte bittet der Obere um "eine ruhige Nacht und ein gutes Ende". 
So wird deutlich, dass der Schlaf immer wie ein "kleiner Tod" ist und, dass nur Gott uns wieder aufwecken kann.
Das letzte Gebet der Komplet ist eine marianische Antiphon, also die Bitte an die Gottesmutter, uns zu beschützen. 

So schliesst der Tag für die Mönche. Der heilige Benedikt hat nämlich geschrieben, dass nach der Komplet niemand mehr sprechen darf.

Ich nutze die Zeit am Abend meist noch, um etwas Orgel zu üben, ohne jemanden zu stören. 


Ich hoffe, dass jetzt etwas klarer ist, wie genau mein Tag hier abläuft und was ich die ganze Zeit eigentlich mache...

Pax et Bonum
Simon

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